1. Was ist der Unterschied zwischen einer Nahrungsmittel-Allergie und einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit?
Bei der Nahrungsmittel-Allergie reagiert der Körper auf das Nahrungsmittel wie auf einen Fremdkörper mit der Bildung von Abwehrzellen. Es kommt zu einer allergischen Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems (Immunreaktion). Bei der Nahrungsmittel-Unverträglichkeit (auch Nahrungsmittel-Intoleranz) kann der Körper einen bestimmten Stoff nicht verdauen. Die Unverträglichkeit hat aber keinen immunologischen Ursprung. Das heißt der Körper bildet keine Antikörper, sondern reagiert mit Beschwerden auf das Nahrungsmittel.
2. Kann man Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und –Allergien anhand von Symptomen unterscheiden?
Magen-Darm-Symptome können sowohl bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten als auch -Allergien auftreten. Allerdings gibt es bei Allergien häufiger Begleitreaktionen außerhalb des Verdauungstraktes, was bei Unverträglichkeiten nicht der Fall ist. Typische Symptome sind Hautausschläge, Juckreiz, laufende Nase, Anschwellen der Lippen oder Zunge. Die gefährlichste Reaktion auf Allergene ist der lebensgefährliche anaphylaktische Schock, bei dem das Herz-Kreislauf-System versagt.
3. Warum können meine Beschwerden trotz identischem Essen von Tag zu Tag unterschiedlich sein?
Die Beschwerden sind von verschiedenen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel dem Füllungszustand des Magens und davon in welcher Kombination das nicht vertragene Nahrungsmittel gegessen wird. Auch äußere Faktoren wie Stress oder auch eine Entzündung können eine Rolle spielen.
4. Können Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und –Allergien auch später im Leben auftreten?
Ja, das ist häufig der Fall. Manche Reaktionen bei Kindern verschwinden aber auch wieder; in der Pubertät oder schon vorher.
5. Bestehen Unverträglichkeiten und Allergien lebenslang?
Bei Erwachsenen hingegen ist eine lebenslange Dauer die Norm.
6. Gibt es Schäden, wenn ich trotz Unverträglichkeiten die nicht vertragenen Nahrungsmittel esse?
Bei der Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) sind einige Spätschäden bekannt. So zum Beispiel Magen-Darm-Blutungen mit Eisenmangel und seltener auch Krebsarten. Deshalb ist eine strikte Diät sehr wichtig. Bei anderen Unverträglichkeiten sind keine Spätschäden dokumentiert. Möglicherweise treten in einigen Fällen Vitamin- oder Mineralmangelzustände auf; auch depressive Stimmungsveränderungen sind möglich.
7.Gibt es Schäden, wenn ich trotz Allergie das nicht vertragene Nahrungsmittel esse?
Ja, eine weitere Sensibilisierung auf die Nahrungsbestandteile ist möglich. Eine solche Steigerung der Reaktion ist gefährlich, da dann das Risiko einer Anaphylaxie (schwere allergische Reaktion).
8. Immer wenn ich Milchprodukte konsumiere, bekomme ich Blähungen und Durchfall. Warum?
Normalerweise wird Milch- und auch Fruchtzucker im Dünndarm aufgenommen und abgebaut. Ist dieser Prozess unvollständig, gelangt der Zucker in den Dickdarm. Die dort vorhandenen Bakterien setzen den Zucker um. Dabei entstehen Gase und Substanzen, die die Beschwerden auslösen.
9. Nach dem Genuss gewisser Früchte und/oder von Gemüse schwellen Zunge, Gaumen oder Lippen an. Ist das gefährlich?
Dieses so genannte orale Allergiesymptom kommt häufig vor, vor allem in Form einer Kreuzallergie bei Heuschnupfen, und ist meist ungefährlich. Sie sollten das allergieauslösende Nahrungsmittel trotzdem meiden, da es in seltenen Fällen zu einer Anaphylaxie (schwere allergische Reaktion) kommen kann. Wenn Sie merken, dass Sie auf ein Nahrungsmittel allergisch reagieren, empfehlen wir Ihnen eine Abklärung bei einem Spezialisten.
10. Ich bin müde, habe niedrige Eisenwerte, Durchfall und/oder Blähungen. Worauf weisen diese Symptome hin?
Wenn diese Symptome auftreten, ist es möglich, dass Sie an einer Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) leiden. Eine Abklärung beim Arzt ist auf alle Fälle notwendig, um auszuschließen, dass es sich um eine schwerere Erkrankung (Entzündung oder Krebs) handelt. Gewebsproben aus dem Dünndarm ergeben den zuverlässigsten Beweis für eine Gluten-Unverträglichkeit.
Coop Free From, Gastroenterologische Gruppenpraxis Bern