Fast jede dritte Österreicherin und jeder dritte Österreicher ist von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -Allergie betroffen und leidet darunter. Abgesehen von den Unannehmlichkeiten, die die Symptome selbst bereiten, können diese bei falschem Umgang sogar langfristige Schäden am Körper der Betroffenen anrichten und müssen auf jeden Fall ernst genommen oder zumindest ausreichend beachtet werden.
Probleme, die mit der Nahrungsmittelaufnahme zu tun haben sollten allenfalls in Allergien, Intoleranzen und Malabsorptionen differenziert werden um eine adäquate Versorgung zu ermöglichen.
Die PatientInneninitiative Frulak&Co ist ein Verein dessen Hauptaufgaben in Aufklärung und Begleitung von Betroffenen liegen, um über Fruktose-, Laktose-, Histaminintoleranz und Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Zöliakie, Allergien sowie gesunde Ernährung zu informieren und Menschen zu betreuen und zu begleiten. Alle Informationen die Sie hier finden sind sowohl von medizinischer Seite als auch durch die PatientInnen-Expertise von langjährig Betroffenen validiert.
Was unterscheidet die Unverträglichkeit von der Allergie?
Die Nahrungsmittelallergie und die Nahrungsmittelintoleranz sind zwei unterschiedliche Erkrankungen.
Bei der Allergie reagiert das Immunsystem auf bestimmte Nahrungsbestandteile (meist Eiweiße).
Bei der Intoleranz liegt in den meisten Fällen ein spezifischer Enzymdefekt vor, der dazu führt, dass die Nahrung nicht vollständig abgebaut wird. Dies kann zu Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen führen.
Typische Symptome einer Nahrungsmitteallergie wiederum sind Hautausschläge, Juckreiz, tränende Augen, Kribbeln im Bereich der Mundschleimhaut und Schwellungen im Gesichtsbereich.
Die häufigsten Formen der Nahrungsmittelintoleranz sind die Milchzucker (Laktose), Fruchtzucker- (Fruktose) und die Histaminintoleranz. Im Gegensatz zur Allergie kann es bei Letzterer nicht zum anaphylaktischen Schock kommen, jener schweren akuten allergischen Reaktion, die tödlich enden kann.
Auch die Verbreitung von Nahrungsmittelallergien und Intoleranzen ist unterschiedlich. Schätzungen zufolge reagieren in Österreich zwischen 0,8 und 2,4 Prozent der Erwachsenen allergisch auf manche Lebensmittel.
Unter einer Nahrungsmittelintoleranz leiden in den Industrienationen dagegen mehr als 25 Prozent der Menschen. Allein die Laktoseintoleranz betrifft 10 bis 15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher.
Wie erfolgt die Diagnose?
Zur Klärung der Frage, ob eine Intoleranz vorliegt, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Beim Diättest wird vorübergehend das betreffende Nahrungsmittel völlig vermieden und beobachtet, inwiefern sich eine Besserung einstellt.
- Beim Expositionstest wird die Reaktion auf das Nahrungsmittel in konzentrierter Form beobachtet: dies sollte auf keinen Fall ohne professionelle Begleitung in Eigenregie durchgeführt werden.
- Außerdem stehen der sogenannte H2-Atemtest, Blutzuckertests sowie Gentests zur Verfügung.
- Der sogenannte IgG-Bluttest wird häufig im Zusammenhang mit der Diagnose der Nahrungsmittelintoleranz erwähnt, ist unter Experten allerdings umstritten.
- Auch die Alternativmedizin bietet Möglichkeiten zur Diagnose von Intoleranzen, etwa den sogenannten kinesiologischen Test. Dabei wird mittels eines Muskeltests am Arm überprüft, ob ein Mensch auf eine bestimmte Substanz mit Unverträglichkeit reagiert. Schulmediziner sehen dieses Verfahren allerdings kritisch.
Welche Nahrungsmittel kommen in Frage?
Nahrungsmittelallergien betreffen besonders oft Nüsse, Schalen- und Krustentiere, pollenassoziierte Nahrungsmittel wie Obst oder Honig, Weizen, Kuhmilch und bestimmte Gemüsesorten wie Sellerie, Fenchel oder Hülsenfrüchte.
Intoleranzen bestehen am häufigsten gegenüber Produkten mit Milchzucker, Fruchtzucker sowie histaminreichen Nahrungsmitteln wie Wein oder reifem Käse.
Wie kommt es zur Unverträglichkeit?
Ein Teil der Unverträglichkeiten ist genetisch bedingt und damit vererbbar, möglich ist auch eine psychosomatische Ursache, bei der emotionale Faktoren eine Rolle spielen. Hinter einer Unverträglichkeit kann aber auch eine andere Erkrankung stecken. So reagiert ein Teil der Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mit Durchfall oder Blähungen auf den Genuss bestimmter Lebensmittel wie Milch.
Erkrankungsprozesse, die den Transport oder die Verdauung bestimmter Kohlehydrate betreffen, spielen bei Unverträglichkeiten von Milch- oder Fruchtzucker ebenfalls eine entscheidende Rolle. Weil Kohlenhydrate in vielen Lebensmitteln enthalten sind, kann es für die Betroffenen oft schwierig sein, den genauen Verursacher auszumachen. In jedem Fall ist eine gewissenhafte ärztliche Diagnose notwendig, auch um auszuschließen, dass hinter der Unverträglichkeit eine andere Erkrankung steckt.
Was hilft bei Lebensmittelintoleranz?
Allergien funktionieren nach dem Prinzip „alles oder nichts“. Die Reaktion setzt ein, sobald das Allergen eine bestimmte Schwellendosis erreicht hat.
Bei der Intoleranz spielt dagegen die Menge des Lebensmittels eine wesentliche Rolle. Wer beispielsweise Fruktose nicht verträgt, leidet umso mehr, je mehr Honig oder süßen Apfelsaft er zu sich nimmt.
Bei einer Allergie sollte man die entsprechenden Lebensmittel völlig meiden, bei der Intoleranz nach Möglichkeit und in Abstimmung mit Ärztinnen oder DiätologInnen.
Kommt es dadurch nämlich zu einem Mangel bestimmter Nährstoffe, sollten diese auf andere Weise ergänzt werden.
Neben dem Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel kann die Gabe bestimmter Medikamente die Symptome lindern, wenn auch nicht die Ursache der Intoleranz beheben. Welche das sind, muss im Einzelfall abgeklärt werden.
Alternative Ansätze zur Behandlung von Nahrungsmittelintoleranzen beziehen stark die Darmgesundheit mit ein und versuchen so das Problem gewissermaßen an der Wurzel zu packen.
In jedem Fall ist eine Verbesserung der persönlichen Situation auf jeden Fall möglich!
Vorsicht bei Selbstdiagnose!
Experten warnen bei den Intoleranzen vor Selbstdiagnose. Viele Menschen würden aufgrund subjektiven Empfindens oder vereinzelter Erfahrungen davon ausgehen, bestimmte Nahrungsmittel nicht zu vertragen und meiden diese völlig. Dies kann unbegleitet schnell zu einer Fehl- oder Mangelernährung führen, was sowohl die ursprünglichen Symptome verschlimmern oder neue Erkrankungen verursachen kann.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt in diesem Zusammenhang vor einseitiger Ernährung und Nährstoffdefiziten, vor allem bei Kindern.
NetDoktor.at, Lisa Mayr, 11.11.2010
Quellen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Deutsches Ärzteblatt